1. Der Pflanzschnitt
Er erfolgt unmittelbar vor oder nach der Pflanzung. Gute Baumschulen liefern in der Regel schon pflanzfertig beschnittene Bäume.
- Die steil aufgerichteten Seitenäste, die mit dem Mitteltrieb um die Stellung als Haupttrieb konkurrieren, entfernen.
- Den Mitteltrieb und die verbleibenden Seitentriebe leicht einkürzen, damit sie sich besser verzweigen.
- Nach der Pflanzung alle zu steil stehenden Seitenäste – die zukünftigen Leitäste – waagerecht herunterbinden. Mit dieser Maßnahme wird ein zu starker Austrieb gehemmt und die Bildung von kurzen Seitenästen mit Blütenknospen gefördert, aus denen sich später die Früchte bilden. Darauf achten, daß dabei die Äste nicht zu stark eingeschnürt werden, und weiches, dehnbares Bindematerial wie zum Beispiel Kokosstrick oder spezielles Schlauchband aus dem Gartenfachhandel verwenden.
2. Der Aufbauschnitt
Am Ende des ersten Standjahrs ist ein erneuter Rückschnitt erforderlich. Dieser Aufbauschnitt soll dazu führen, daß sich der Baum gut verzweigt und die gewünschte spindelförmige Krone ausbildet.
- Die steil nach oben wachsenden Seitenzweige und lange, unverzweigte Triebe einkürzen, um die Bildung von fruchttragenden Zweigen zu fördern.
- Alle Äste entfernen, die sich zu stark nach unten neigen, an anderen Ästen reiben oder ins Kroneninnere wachsen.
- Wird nur schwach oder gar nicht geschnitten, trägt der Baum zunächst mehr Früchte. Da aber die Fruchtbildung auf Kosten des Triebwachstums geht, wird ein – in der Aufbauphase – nicht regelmäßig geschnittener Baum immer weniger junge Zweige bilden und in der Folge vorzeitig vergreisen.
3. Der Erhaltungsschnitt
Ist der Aufbau der Baumkrone abgeschlossen (bei Buschbäumen nach etwa fünf, bei Halb- und Hochstämmen nach sechs bis sieben Jahren), beginnt die Phase des Erhaltungsschnitts. (Die ganz oben beschriebenen Schnittregeln beziehen sich auf diese Schnittphase.) Ab jetzt geht es vorwiegend darum, die Fruchtbarkeit des Baums zu erhalten und dafür zu sorgen, daß alle Früchte genügend Sonnenlicht bekommen und gut ausreifen können.
- Die steil nach oben und ins Kroneninnere wachsenden Triebe weiterhin entfernen und zu dichte Kronenpartien auslichten.
- Das älteste Fruchtholz bringt nun kaum noch gute Früchte hervor. Man erkennt es an den starken Verästelungen, außerdem hängt es wegen der jährlichen Fruchtlast oft stark nach unten über. Diese alten Fruchtzweige deshalb auf einen jüngeren, vitalen Seitenzweig zurückschneiden.
Es wird benötigt:
Werkzeug: scharfes, sauberes Schneidwerkzeug (je nach Größe der Pflanze und Dicke der Äste: Amboß- oder Bypass-Scheren mit kurzen oder langen Griffen; eher kleine Säge, die auch in dicht gewachsene Kronen geführt werden kann), scharfes Messer zum Glattschneiden von Wundrändern, Leiter.
Zubehör: Drahtkorb zur Wühlmausabwehr, gut sitzende, warme Arbeitshandschuhe, Behältnis für Schnittgut, weitergehende Fachlektüre zum Schnitt von Obstbäumen.